• Sunny Choi, Chefin Geschäftsentwicklung Plus. Foto:Plus

Menschen und Maschinen


Hochautomatisierter Lkw-Verkehr ist ein Segen für Flotten und Fahrer. KI wird menschliche Fahrer aber nicht ersetzen. Das sagt Sunny Choi, Chefin der Geschäftsentwicklung bei Plus.


Lieferengpässe, Fachkräftemangel, steigende Rohstoffpreise – kaum eine Branche ist so sehr von den aktuellen Krisen betroffen wie das Transportwesen. Autonome Lkw, wie sie Plus mit dem Nutzfahrzeughersteller Iveco entwickelt, können helfen, die Probleme zu lösen. Doch autonomes Fahren wird häufig skeptisch beäugt. Nicht zuletzt von den Fahrern, die um ihre Arbeitsplätze bangen. Was hat es also auf sich mit dem Schreckgespenst des Job-Killers? Müssen Fahrer um ihre Jobs fürchten oder ist vielmehr mit einer Umgestaltung und Erweiterung des Berufs zu rechnen? Eine Einschätzung zum Thema "Menschen und Maschinen am Steuer" gibt Sunny Choi, Senior Director of Business Development bei Plus, in einem Gastbeitrag im NFM-Transportwelt-Verbesserer.

Sunny Choi: Wichtig ist, dass die automatisierten Technologien das menschliche Personal nicht ersetzen, sondern ergänzen und so die Arbeit des Lkw-Fahrers sicherer und effizienter gestalten. Die Einführung hochautomatisierter Lkw-Technologien und die Bestimmungen, die fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme regulieren, haben die Debatte über den Verlust von Arbeitsplätzen infolge des verstärkten Einsatzes von Automatisierung, insbesondere im Fernverkehr, neu entfacht. Das Zusammentreffen wirtschaftlicher und technischer Trends deutet darauf hin, dass sich die Umstellung auf hochautomatisierte Lkw wahrscheinlich nicht negativ auf den Arbeitsmarkt von Fahrern auswirken wird. Vielmehr tragen hochautomatisierte Systeme der nächsten Generation, bei denen menschliche Fahrer die Technik überwachen, aber nicht das Fahrzeug fahren müssen, dazu bei, den Beruf aufzuwerten und gleichzeitig die Arbeitsplätze im Transportwesen zu diversifizieren. In der aktuellen Situation des Arbeitsmarkts lautet die Frage nicht, ob Lkw-Fahrerstellen durch die Automatisierung wegfallen werden, sondern wie Unternehmen angesichts des gravierenden Personalmangels die Stellen besetzen können. Nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer klagen 73 Prozent der Unternehmen des Straßengüterkraftverkehrs über Personalmangel. Allein in Deutschland fehlen demnach zwischen 60.000 und 80.000 Fahrer. Hinzu kommt, dass mehr als ein Drittel der deutschen Lkw-Fahrer 55 Jahre oder älter ist. In den nächsten zehn Jahren wird der Personalmangel dadurch noch eklatanter. Hohe Fluktuationsraten von über 90 Prozent verschärfen die Probleme. Der Mangel an Fahrern bedeutet auf absehbare Zeit, dass Menschen, die jetzt in den Fernverkehr einsteigen wollen, auch in der Fernverkehrsbranche in Rente gehen können.

Darüber hinaus führt der Trend zum Online-Shopping zur Zunahme von Kurzstrecken Lkw-Fahrten, da Unternehmen ihre Bestände näher an den Geschäften und Verbrauchern lagern, um die Nachfrage im eCommerce zu befriedigen. Diese Trends werden sich voraussichtlich fortsetzen und führen zu einem Anstieg der Zahl der Arbeitsplätze im Kurzstrecken-Lkw-Verkehr. Langstreckenfahrten von mehreren 100 km verlangen den Fahrern höchste Konzentration ab, die sich über längere Zeit in gefährlichen und ablenkungsreichen Straßenumgebungen zurechtfinden müssen. Die neuen hochautomatisierten Systeme entlasten die Fahrer, indem sie viele der eintönigen und psychisch anspruchsvollen Aufgaben im Fernverkehr übernehmen. Dazu gehören das Einhalten eines sicheren Abstands zu anderen Fahrzeugen, der Wechsel der Fahrspur und die Überwachung des toten Winkels. KI-Algorithmen bringen hochautomatisierten Lkw auch bei, wie sie sich selbst am effizientesten steuern und so Kraftstoffkosten und CO2-Emissionen senken können.

Hochautomatisierte Systeme führen zu neuen Fahrerfähigkeiten und bereiten sie auf eine technologiegesteuerte Zukunft vor. Diese beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Sicherheit, die mit den Systemen verbunden ist, erleichtern es den Fuhrparkbetreibern, Fahrer anzuwerben und zu halten. Nach einer Testfahrt mit einem hochautomatisierten Lkw-Technologieprodukt sagte ein Ex-Kraftfahrer: "Wenn ich ein solches System in meinem Lkw hätte, würde ich in Betracht ziehen, wieder im Fernverkehr tätig zu werden."

Die Entwicklung hochautomatisierter Lkw hat bereits Arbeitsplätze geschaffen. Dazu gehören Berufe wie Sicherheitsfahrer und Fahrzeugbetriebsspezialisten, die die Erprobung von autonomen Fahrzeugen auf der Straße unterstützen. Auch in verwandten Industriezweigen wie Feldtechnik, Telematik und Logistiktechnologie entstehen neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Lkw-Unternehmen werden immer menschliche Fahrer brauchen, die beim Kundendienst, beim Beladen und anderen Aufgaben helfen, zum Beispiel beim Löschen von Bränden in Anhängern oder beim Platzieren von Warndreiecken oder Leuchtraketen, wenn ein Lkw am Straßenrand liegen bleibt.
Fahrer fungieren auch als Botschafter der Flotte, indem sie bei der Interaktion mit Verladern und Empfängern Kundendienstfunktionen wahrnehmen. Da Verspätungen und Unterbrechungen in der Lieferkette immer alltäglicher werden, wird diese Rolle immer wichtiger.


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